Die Kirche im Dorf

Die Entwicklung der Marienkirche

Den Mittelpunkt des Dorfes bildete die Kirche Sankt Marien auf dem Lindenberg.

Auf dem alten bis 1868 belegten Friedhof stehen einige historische Grabmale, darunter die der Familien Koch und Schimpf. Durchlässe an der Ost- und Westseite der Mauer ermöglichen den Zugang zum Gotteshaus, das um 1100 herum entstanden sein könnte.

Es wurde schon im Jahre 1258 als Pfarrkirche unter dem Schutz der heiligen Jungfrau dokumentiert.   

Ab 1270 etwa war ihr Pfarrer zugleich Vorsteher des Marienhospitals. Seitdem standen die Kirche und das Hospital in ständiger Beziehung zueinander. Nachdem das Gotteshaus 1430 niedergebrannt war, wurde es wieder aufgebaut. Um 1550 amtierte Dietrich von Einem als verheirateter Pastor, denn er war schon um 1542 als Kaplan zum neuen Glauben übergetreten. Die Kirche galt nun als so baufällig, „dass Sie jhm auffs Leib fallen mochte“. Sie wurde geschlossen und von Einem 1554 an die Marienkirche zu Schwiegershausen versetzt (jetzt Michaeliskirche), wo bis dahin nur hin und wieder Messe gehalten wurde. Ansonsten mussten sich die Schwiegershäuser zum Gottesdienst ins Mariendorf begeben .

Nach umfangreicher Renovierung wurde die Marienkirche ab 1659 wieder benutzt. Sie gelangte unter das Patronat der Stadt Osterode und damit standen dieser auch die Erträge aus dem kircheneigenen Grundbesitz sowie Zinseinnahmen von den letzten Besitzern von Berckefeld zu. Es wurde erneut ein Pastor eingeführt, nachdem die Versuche scheiterten, die Mariengemeinde mit der Aegidiengemeinde zusammenzulegen. Ein neues Pfarrhaus entstand 1664. Die Pfarrer blieben lange Zeit vom Zusammenschluss der übrigen Osteroder Stadtgeistlichen ausgeschlossen und ihren ländlichen Amtsbrüdern gleichgestellt. Ihre Bedeutung war damit geringer als die der städtischen Kollegen. Aber das und die Existenz des östlich der Kirche gelegenen Hospitals waren wohl die Gründe dafür, dass man gerade in diesem Bereich ein reges Gemeindeleben führte, was sogar in Urkunden spürbar wird. Auch eine Schule soll sich im 17. Jahrhundert hier befunden haben.  

Das Dorf und Osterode wuchsen räumlich und rechtlich immer mehr zusammen, wobei in der „Marienvortadt“ genannten Straße Personen ohne Bürgerrecht sesshaft wurden wie Schinder, Musikanten (außer Stadtpfeifern), Gaukler. 

Gasthäuser mit Ausspann siedelten sich in der Dörgestraße an.

 

 (Text aus der Festschrift im Jahr 2008 von Ingrid Kreckmann)